Orientierung und Fahrstrategien
Ratgeber
Das die einzelnen Staubsaugerroboter ganz unterschiedliche Sensoren haben können, wurde ja bereits auf der Seite Sensorik erläutert.
Je nach Ausstattung mit Sensoren, versuchen diese über unterschiedlichste Fahrstrategien alle Stellen des Bodenbereiches zu erreichen.
Chaos hat System: Zufalls-Strategie / Amöben-Strategie
Ältere als auch günstige Modelle verwenden eine Art Zufalls – Fahrstrategie. Dabei wird oft zwischen einer sogenannten Amöben-Strategie oder einer Random-Strategie unterschieden.
Beide Fahrweisen sind sehr ähnlich und wirken für den Betrachter recht planlos und chaotisch, weshalb auch nicht selten von Chaossystem oder Chaosstrategie gesprochen wird.
Im Prinzip ist es so, dass diese Roboter immer geradeaus fahren, solange bis sie auf ein Hindernis stoßen. Über einen Berührungssensor oder Entfernungssensor wird dann ermittelt ob der Roboter links oder rechts angestoßen ist. Anschließend dreht der Roboter sich um einige Grad in die entgegengesetzte Richtung und fährt wieder geradeaus bis zum nächsten Hindernis. Das ganze wiederholt sich dann ständig. Der Winkel um den sich der Roboter bei jedem Hindernis dreht, wird in einem vom Hersteller gewählten Bereich per Zufall generiert. Dadurch soll verhindert werden, dass sich die Roboter immer auf den gleichen Bahnen bewegen.
Die Random-Strategie begrenzt zusätzlich noch die Länge der Geradeausfahrt! Nach einer gewissen Wegstrecke oder nach einer gewissen Zeit ohne Hindernis, verhält sich der Roboter so als sei er auf ein Hindernis gestoßen und biegt in einem Winkel ab. Die Richtung wird dann ebenfalls oft per Zufallsgenerator generiert.
Per Zufall überraschend erfolgreich
Auf den Betrachter wirken diese Fahrten recht sinnlos, es wirkt als habe der Roboter keinen echten Plan! Dies ist ja auch so, der Roboter fährt planlos aber dennoch nach einem System durch den Raum. Dieses Verfahren hat den Vorteil, dass die Roboter kaum Intelligenz benötigen und sehr günstig produziert werden können. Lässt man dem Roboter genügend Zeit, so ist das Random-Prinzip durchaus brauchbar. Statistisch gesehen wird irgendwann auch bei einer solch wirren Fahrt jede Bodenstelle erreicht. Dabei ist das Random-Prinzip mit der begrenzten Geradeausfahrt gewöhnlich erfolgreicher als die Amöben-Strategie, bei der doch noch recht große Bereiche übersehen werden können.
Bei sehr verwinkelten Räumen oder Räumen mit vielen Möbeln oder anderen Engstellen, können bei bei beiden Techniken jedoch nicht nur Stellen übersehen werden, sondern der Roboter kann sich auch festfahren und trotz Zufallswinkel einen bestimmten Bereich nicht mehr verlassen. Sehr preiswerte Geräte bewegen sich dann in einer Schleife bis der Akku-leer ist.
Etwas leistungsfähigere Geräte kennen jedoch noch weitere Fahrstrategien, zum Beispiel die sogenannte Wandverfolgung oder Spiralstrategie. Je nach Programmierung des Herstellers wechseln die Roboter nach einer gewissen Zeit oder in bestimmten Situationen automatisch die Strategie. Per Fernbedienung ist dies oft auch durch den Benutzer möglich.
Strategie Wandverfolgung
Eine der wichtigsten Strategien ist die Wandverfolgung, eigentlich beherrschen das heute nahezu alle einigermaßen brauchbaren Staubsaugerroboter!
Bei dieser Strategie versucht der Roboter direkt dem Wandbereich entlang zu fahren. Bei einem leeren Raum würde er also einmal den ganzen Raum an der Wand entlang fahren. Ziel dieser Strategie ist es den Randbereich zu säubern, einige neue Modelle nutzen diese Methode auch um den Raum auszumessen und ihr Reinigungsprogramm (z.B. Reinigungszeit, Winkel) darauf abzustimmen.
Da in einem Raum gewöhnlich Möbeln am Rand stehen, werden diese natürlich auch umfahren.
Wie auf der Seite Reinigungsprinzip schon geschildert, verfügen einige Modelle über eine rotierende Seitenbürste welche den Schmutz aus dem Randbereich holt. Geräte ohne Seitenbürste können trotz Randfahrt meistens den Randbereich nicht komplett reinigen, die Saugleistung ist dazu viel zu gering. Bei solchen Geräten bleibt der Schmutz auf den letzten paar Zentimetern einfach liegen, was natürlich unschön wirkt.
Spiralfahrt
Eine weitere Strategie die viele Roboter beherrschen, ist die Spiralfahrt (manche Hersteller nennen es auch Spot-Modus). Bei dieser Strategie fährt der Roboter eine bestimmte Stelle spiralförmig ab, entweder von einem Mittelpunkt nach außen oder umgekehrt. Bei älteren Geräten wird manchmal automatisch in diese Betriebsart geschaltet, wenn deren Sensorik einen größeren freien Bereich ohne Hindernis ermittelt hat. Da sich bei der spiralförmigen Fahrt die Fahrspuren leicht überlappen, kann so recht gezielt ein bestimmter Bereich recht zügig gereinigt werden. Modernere Geräte schalten in einen solchen oder in einen ähnlichen Modus auch dann, wenn deren Sensoren größere Verschmutzungen an einer Stelle registrieren.
Oft ist Geduld angesagt
Wirklich brauchbare Roboter beherrschen mindestens die drei Strategien Random, Wandverfolgung und Spiralfahrt. Der Nachteil dieser Strategien ist jedoch, das diese erst effizient sind wenn der Roboter längere Zeit einen Raum abfährt. Je nach Geschwindigkeit und Reinigungsleistung kann das bei einigen Modellen durchaus 1 bis 2 Stunden sein, im Extremfall sogar länger! Zu dieser langen Zeit kommt es weil die Fahrweise nicht sonderlich effizient ist, manche Stellen werden vielfach abgefahren und manche kaum.
Bei solchen Robotern sollte man darauf achten, dass sie über einen programmierbaren Timer verfügen, damit der Reinigungsvorgang möglichst dann erfolgt, wenn das Zimmer nicht benötigt wird. Entweder Nachts oder während der Arbeitszeit! Nebenher auf der Couch sitzen und ein Buch lesen oder etwas im Fernsehn schauen, wie es manchmal in der Werbung suggeriert wird, wird aufgrund des Lärmes bei den wenigsten Geräten angenehm sein.
Besser klappt es mit Plan
Modernste Staubsauger-Roboter versuchen zunehmend planmäßiger den Raum zu säubern und weichen von den oben erwähnten Strategien ab. Zwar wird bei fast allen noch die effiziente Wandverfolgung eingesetzt, aber für die anderen Bereiche versucht man ebenso sinnvolle Fahrweisen zu finden. Wenn man so will versuchen diese Roboter ein wenig wie der Mensch vorzugehen, sie schauen sich einen Raum an und machen sich dann einen Plan wie sie am effizientesten ohne viele Umwege und Doppelfahrten alle Stellen reinigen können.
Diese Roboter sind also wesentlich intelligenter und verfügen gewöhnlich auch über komplexere Sensorik. Einige Roboter nutzen ein Laser-Messsystem um den Raum zu vermessen und Hindernisse bzw. Wände schon aus größerer Entfernung abmessen zu können. Andere setzen auf eingebaute Kameras, die die Decke ausmessen. Gewöhnlich ist die Decke recht frei und nicht durch Möbel zugestellt 😉 – auf diese Weise können diese Geräte durch Ausmessen der Decke auch die Raumgröße berechnen. Zudem können diese Roboter oft ihre Position durch die Beobachtung der Raumdecke berechnen. Sie schauen dazu einfach gerade nach oben und berechnen wie weit die obere Stelle von den Ecken entfernt ist. Daraus machen diese Roboter oft einen Plan. Erkennen Sie ein Hindernis (z.B. Sessel) ermitteln Sie dessen Größe (z.B. durch umfahren) und zeichnen sich dieses automatisch in ihren Plan ein. Nach einer Weil haben diese Geräte einen recht guten Plan von der Wohnung. In der Regel speichern Sie diesen Plan und wenden diesen automatisch bei der nächsten Reinigung an.
Die Fahrweise solcher Geräte unterscheidet sich gravierend von einfacheren Geräten. Der Raum wird oft durch gezieltes streifenartiges Abfahren des Raumes gereinigt. Stellen die durch Hindernisse blockiert werden, unterteilen einige Roboter in verschiedene Bereiche die sie dann hintereinander, jeweils streifenartig, abfahren. Roboter mit einer solchen modernen Fahrstrategie sind zum Beispiel die von uns getesteten Modelle LG VR 6270 LVMB , Miele Scout RX1, Roborock und andere.
Leider klappt es nicht immer wie es soll
Die Strategie, zunächst einen Plan zu machen und dann danach einen Raum zu reinigen, scheint sicherlich die beste Methode zu sein, denn der Vorteil ist die erhebliche Zeitersparnis. Je nach Roboter und Verschmutzung verkürzen sich manchmal die Reinigungszeiten unter 30 Minuten.
Das ganze ist allerdings bei der Vielzahl der Möblierungen immer noch eine schwierige Aufgabe für die Hersteller bzw. die Roboter. Je nach Algorithmus klappt diese Vorgehensweise bei den einzelnen Geräten unterschiedlich gut, also nicht jeder Roboter der eine derartige Reinigungsmethode verspricht, verhält sich dann wirklich in jedem Raum ideal. Manche können es besser und bei manchen wundert man sich dann doch noch über recht planlose Fahrtstrecken oder hängengebliebene Roboter. Es kommt also auch bei solchem System noch zu Stellen die übersehen oder zu wenig gereinigt wurden. Welches Gerät sich hier im Praxistest besonders gut geschlagen hat , das findet ihr in unseren Reviews bzw. Empfehlungen.
Ein Roboter der durch eine gute Navigation glänzt ist aber nur dann wirklich empfehlenswert, wenn auch seine Saugkraft und sein Bürstensystem besonders gut ausgelegt ist. Da diese Roboter oft jede Stelle im Raum nur einmal abfahren ist es um so wichtiger das dann gleich in einem Rutsch möglichst alle Schmutzpartikel aufgenommen werden. Dumme Roboter oder Roboter mit Random- bzw. Zufallsstrategie fahren oft mehrfach über die gleiche Stelle ab, haben es also ein wenig einfacher! Dies ist auch ein Grund warum wir auf unserer Empfehlungsseite nur wenige Modelle wirklich empfehlen können!
Ein weiterer Nachteil ist oft der Preis, aufgrund der komplexen Sensorik gehören derartige Geräte oft zu den teuersten am Markt. Bei einer gelungen Navigation im Raum, kann sich aber manchmal der Preis lohnen, denn durch die geringere Reinigungszeit ergibt sich natürlich auch ein geringerer Verschleiß. Leistung von intelligenten Saugrobotern die dennoch gut reinigen hat sich in den letzten Jahren deutlich erhöht, auch die Preise sind deutlich gefallen. Dennoch sind wirklich gute Modelle am Markt rar, ein Vergleich und Blick in unsere letzten Testberichte und Empfehlungsliste lohnt sich daher bestimmt.
Tipps
- Lese nach, welche Fahrstrategie (Navigation) der Roboter nutzt. Er sollte zumindest eine Wandverfolgung beherrschen und Seitenbürste besitzen
- Lass lieber die Finger von dummen Robotern die alleine auf die Zufallsstrategie setzen wenn Du mehrere Zimmer saugen lassen willst
- Ideal sind Roboter die sich eine Plan machen und dann gezielt im Raum navigieren können. Aber verlass dich nicht nur auf die Versprechen der Hersteller, sondern teste das Gerät in deinem Raum oder schau zumindest Testvideos an (meist in unseren Reviews zu finden)
- Je dümmer der Roboter, desto länger reinigt er gewöhnlich. Achte daher darauf, dass das Gerät einen programmierbaren Timer besitzt, damit du während der Zeit nicht den Lärm ertragen musst (oder suche ein leises Gerät)
- Wenn Du mehrere Etagen reinigen musst, bedenke das Roboter keine Treppen steigen können. Hier ist es oft am sinnvollsten für jede Etage einen eigenen Roboter einzusetzen statt ein teures gerät ständig hin und her zu tragen.